Stockbrot & schauerliche Sagen am Neuerburger Feuer

von Johannes Menze

(20.20 Uhr)  „Gedenkst Du noch, das Feuer anzumachen?“  Als alter Pyromane kann ich dieser eloquenten Herausforderung von Teresa nicht widerstehen. Hartmut hatte Späne perfekt gespalten und zum Dreieck aufgetürmt. Zeitung ins Zentrum zusammen geknüdelt.

Dank Heriberts Feuer(zeug)  geling es flugs, die Flammen zu entfachen, während vor der Schaukel letzte Wasserraketen in den Himmelgejagt werden.  Damit bekommen ubiquitären Plastikwasserflaschen mit dem bezeichnenden Namen „Vulcanius“ einen Sinn. Als Treibsatz dient  ein Wasserluftgemisch, das von Stephan Jakobiedess mit Druckluft die nötige Anti-Schwerkraft-Dynamik bekommt.

Ein Run auf die Wasserflaschen setzt ein, bis lieblicher Duft nach Stockbrot die jüngsten raketengleich zur Grillhütte zieht. Weil das Rösten des Hefeteiges etwas dauert, singen wir als warming up den Lieblingsohrwurm des Sohnes vom Dachdecker: Laudato Si – wie gehabt alle 72/8 Strophen.

Den Schlussakkord des Jubiläums setzen Geschichten, die das frühere Leben rund um die Neuerburg schrieb. „Als „Sagen“ angekündigt, entführt Willi Hermes uns in die Zeit der französischen Revolution.

Kannten wir bislang nur die Geschichte des Schwarzbildchens, wo ein Baum einem Verfolgten Zuflucht bot, las Willi Hermes das „Geheimnis der Weide“.  Anders als beim verliebten Ritter mit dem Happy End flüchtet ein zum Kriegsdienst verschleppter Bauer zu seiner jungen Frau. Am heimischen Hof wird er von Gendarmen erwartet, so dass  er sich in einer alten Weide versteckt, dort aber erst Jahrzehnte später als Skelett gefunden und anhand der Taschenuhr identifiziert wird. 

Die zweite Geschichte endete etwas vergnüglicher, als ein zum Tode Verurteilter der Hinrichtung entgeht, weil er – als letzten Wunsch - ein überdimensionales Pfeifchen rauchen darf, Richter und Henker aber die Geduld verlieren und der Galgenstrick reißt. 

Raue Zeiten, rabiate Sitten – dereinst rund um die Neuerburg.  „The Times, They Are a Changing“ – klingt es fünf/sechs dicke Holzstämme später am Lagerfeuer. Die aktuelle Innovation ist ein Winterscheid'scher Schnürhaken.

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