Alles eine Frage der Moral
von Johannes Menze
In digitale Zeiten, vor allem wenn Kirchentüren ausgehebelt sind, stellen sich ganz neuartige moralische Fragen: Kann es denn angehen und mit rechten Dingen zugehen, wenn die andächtige Stille in der Burgkapelle durch tastende Geräusche gestört wird? So ein Typ in der zweiten Reihe hackt auf dem Computermaschinchen rum. Klingt ziemlich laut durch die Burgkapelle, wo eben noch durch ein Motorflugzeug die Schallgrenze des Schweigens durchbrochen hatte. Pädagogisch auch nicht wertvoll, wo die Erziehungsberechtigten ihren Sprösslingen das Daddeln auf dem smarten Phones untersagt hatten.
Die Kapellentür lehnt ausgehängt im Burghof am Pranger. Wiederum geht es im Gottesdienst um Tore, Türen, Pforten und Portale. Wo stehen die Tore offen oder sind Türen verschlossen oder wird mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Oder habe ich Schloß verriegelt und den Schlüssel weggeschmissen.
Und was tippt der da? Genau die Predigt des Paters: „Himmlische Zukunft gibt es nicht erst am St. Nimmerleinstag. Es gibt eine Ahnung von Himmel auf Erden und die ist durchaus real, wo Menschen sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Wir können eine Menge dazu beitragen. Hier auf Burg ist es wahrscheinlich leichter als im Alltag“. – Ein Nicken in der Kapelle – „Aber wir können es einüben, einander die Tore des Himmels zu öffnen.“
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